Mittwoch, April 17, 2019
Schweiz - immer aktuell
Wahrheit oder Satire zum…
… Petitioning Bundesrat Alain Berset
Die Fahrenden wurden also am 21. Oktober 1998 als nationale Minderheit anerkannt, siehe dazu ‘Anerkennung als nationale Minderheit’ vom Bundesamt für Kultur (am Ende des Postings verlinkt).
Was versteht man unter “Fahrenden”? Meiner Ansicht, Jenische, Sinti und Roma.. soweit ich das begriffen habe, ersetzt der Begriff der “Fahrenden” in der Schweiz den früher gebräuchlichen Begriff der “Zigeuner”. In Deutschland ist die sprachliche Verwirrung mindestens genauso schlimm, da spricht man von “Sinti und Roma”, wenn man (auch) die Jenischen meint.
Gut, also bleiben wir doch mal bei den “Fahrenden” … müssen diese “Fahrenden” fahren oder dürfen sie zuweilen auch stehen? Wenn sie stehen dürfen, benötigen sie Stand- oder Durchgangsplätze. Das sieht die Schweiz anscheinend anders, einige Kantone scheinen der Ansicht zu sein, daß “Fahrende” fahren sollen, wohin auch immer, bitte rund um die Uhr, in den nächsten Kanton, damit hat sich die Situation aus dem Mittelalter noch nicht entscheidend geändert.
Was nun aber, wenn die “Fahrenden” sesshaft gemacht worden sind, wie das ja europaweit seit Jahrhunderten erzwungen wird?
Sesshaftigkeit ist übrigens kein Schutz vor Kindeswegnahme, denn wenns um Kinder geht, weiß der Staat ganz genau an wen er sich zu wenden hat, um zarte, zerbrechliche Wesen in rechtstaatlichem Gehorsam staatskonform zu beugen..
Methoden zur Sesshaftmachung gibts genug: Schulpflicht vorort, Androhung auf Kindeswegnahme, Entzug der Gewerbescheine, Beendigung kultur-spezifischer Berufe, Abschaffung von Stand- und Durchgangsplätzen, fortgesetzte Diffamierung und Diskriminierung…
Sind die Jenischen, die Sinti und die Roma, keine “Fahrenden” mehr, wenn sie sesshaft sind? Also auch kein Jenischen, Sinti und Roma mehr? Ja, was sind sie denn dann? Schweizer? Das sind sie doch sowieso. Also, wer gezwungenermaßen sesshaft gemacht wird, gehört nicht mehr zur Gattung der “Fahrenden”. Müssen die jetzt zur Arbeit laufen? Fahren dürfen sie ja nicht mehr, denn sie sind ja keine “Fahrenden” mehr. Das würde bedeuten, daß sie auch keine “Zigeuner” mehr sind. Sie gehören jetzt zur sesshaften Mehrheit.
Ob sie das wollen, nun ja, danach fragt man in einer Demokratie heutzutage nicht, so sehr unterscheidet sich die Demokratie zwar nicht von einer Diktatur, also nicht nur in der Schweiz, dieses Phänomen finden wir überall in Europa, bei den Nomaden hört das Demokratieverständnis auf.
Die Sesshaften gehören also nicht zu den “Fahrenden”. Sie sind nun keine “Zigeuner” mehr, sie sind die sesshafte Mehrheit geworden. Dafür spricht auch dieser Satz aus der Petition “Insbesondere sieht sich die grosse Mehrheit der sesshaft lebenden Jenischen und Sinti ohne Minderheitenschutz. Ihnen droht weiterhin die kulturelle Anonymität.” Die armen sesshaft gemachten “Fahrenden” verlieren ihren Glauben, ihre Hoffnung, ihren Beruf, ihre Freiheit, die Räder ihrer Wohnwagen im Tausch gegen Betonklötze mit Gucklöchern auf grau asphaltierte Flächen im Einheitsgrau der Städte. Die Bürokratie der Schweiz und Europas will ja leider nicht begreifen, dass man Menschen kaputt macht, wenn man sie zu etwas zwingt, was sie nicht wollen.
Die zur Sesshaftigkeit gezwungenen “Fahrenden”, verlieren mit dem Recht auf Minderheitenschutz, dieses Recht gleich wieder, denn nun werden sie zu sesshaften “Fahrenden”, also zu Sinti und Jenischen, obwohl sie der fortgesetzten Diffamierung und Diskriminierung gerade entgangen sind und sich der Mehrheit angepasst haben. Mithilfe unserer Petition werden sie wieder sesshafte “Fahrende”, nein, Nomaden, nein auch nicht, sie werden Jenische und Sinti und vielleicht auch Roma und damit beginnt der Teufelskreislauf von vorne.
Die Sesshaften benötigen also den Minderheitenschutz. Die “Fahrenden” haben ihn bereits. Die Sesshaften sind ja nun keine Nomaden mehr, die Mehrheit bekommt den Minderheitenschutz .. das ist super, mit dieser fantastischen Petition haben wir die absolute Gleichheit in der Schweiz erreicht, alle Schweizer werden zu “Fahrenden” ernannt, sie sind alle Nomaden, sie warens ja auch alle mal .. und nun gibt es auch endlich genug Stellplätze, denn von nun an rollt die ganze Schweiz wie eine Lawine durchs Land…
Für die rund 32.000 schutzbedürftigen sesshaften “Fahrenden”, die nun endlich wieder mit der sesshaften Mehrheit wie eine Lawine durchs Land fahren dürfen, haben sich ca. 1000 europäische Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland stark gemacht, und die 3000 fahrenden “Fahrenden” fahren sich fahrig durch die Haare und fühlen sich als Minderheit in der Minderheit der Minderheit, denn schutzbedürftig ist die Mehrheit. Nur wer sesshaft ist, ist ein guter Bürger und muss selbstverständlich geschützt werden…